Ringstraßen-Café seit 1903

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Wien als Residenzstadt des riesigen Habsburger-Reiches die Hochblüte des Klassizismus. Kapitale der Kunst, Zentrum von Wissenschaft, Literatur und Philosophie, Wiege der Psychoanalyse – die Metropole an der Donau stand Städten wie Paris, Berlin oder London ebenbürtig gegenüber.
Bereits in der Frühzeit seiner Regentschaft hatte Kaiser Franz Josef I. die Mauern um seine Hauptstadt schleifen lassen, Wien also faktisch als auch symbolisch geöffnet und damit Platz für eine der großen Prachtstraßen des Kontinents geschaffen – für den Ring.
Mit dem gründerzeitlichen Ringstraßen-Stil entwickelte sich eine eigene Architektur. Nicht nur Staat und Stadt repräsentierten am Ring, sondern auch die Wiener Bürger selbst verwirklichten ihre Träume an ihrem Prachtboulevard – die sogenannten Ringstraßenpalais entstanden.
In einem besonders prunkvollen Gebäude beim Stubentor, der ehemaligen Ostpforte Wiens, gründete der frühere Radrenneuropameister Lurion, eine bekannte und schillernde Persönlichkeit seiner Zeit, das Café Lurion, das heutige Prückel.

Wie damals bei vielen Ringstraßencafés, entstand das Kaffeehaus in U-Form, also auf drei Seiten des Hauses. Die Einrichtung des Kaffeehauses war ein verspieltes Labyrinth im damals allgegenwärtigen Hans Makart-Stil. Dabei wurden kostbarste Materialien, Arabesken, Gloriolen und Ornamente verwendet, die das damalige Prückel ausmachten. Überdies verfügte es über weithin berühmte Attraktionen wie eine sprechende Uhr und die Brunnenfigur „Wahrheit“ vom Bildhauer Oefner. Nach dem Zerfall der Monarchie übernahm die Familie der heutigen Besitzerin das Prückel. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ man den vorderen, zur Ringstraße und dem Luegerplatz hin gelegenen, Teil des Cafés durch Oswald Haerdtl – einen der bedeutendsten Wiener Designer und Architekten der Fünfziger Jahre – neu gestalten.

Dieses Juwel ist noch heute in allen Details bis hin zur perforierten Leselampe in Spitzkegelform erhalten geblieben. Im hinteren Teil des Cafés wurde die Jugendstil-Decke vom Architekten Johannes Spalt, Professor an der Universität für Angewandte Kunst, restauriert und die Einrichtung geplant. Das Prückel und seine Cafétière Kommerzialrätin Christl Sedlar stellen heute einen kulturellen Knotenpunkt von Wien dar. Zum einen durch die zentrale Lage zwischen MAK, Universität für Angewandte Kunst und dem Wiener Galerienviertel, zum anderen durch regelmäßig literarische Veranstaltungen und Konzerte.

Vom Café Lurion bis zum Café Prückel

Das Cafe Prückel … wie es begann!

Eine Lesung in zwei Aufzügen von und mit Sabine Dibiasi
Ausschnitte der Veranstaltung im Goldsaal des Café Prückel am 8. Oktober 2019

Die Geschichte des Café Prückel gibt Aufschluss über eine bewegte Zeit. Folgen Sie gemeinsam mit Sabine Dibiasi und Christoph Hackenberg den Ereignissen der ersten 50 Jahre.